Professor Dr. Schneider, der neben seiner Forschungsarbeit sein Schlafzentrum „American Sleep Clinic“ in Frankfurt am Main leitet, hat vielen Patienten wieder zu mehr Lebensfreude und beschwerdefreiem Leben verholfen. Er beklagt, dass ganz aktuelle Forschungsergebnisse hier in Deutschland oft erst fünf bis zehn Jahre verspätet in der Ärzteschaft zur Kenntnis genommen werden; so wird das Leiden unzähliger Patienten unnötig verlängert. Er führt noch an, dass bei Beschwerden unbedingt ein Fachmann, wie ein erfahrener, aktuell informierter Schlafmediziner oder Kardiologe hinzugezogen werden sollte, anstatt sich auf „Erkenntnisse“ und „Abhilfe“ aus dem Internet zu verlassen, die manchmal sogar kontraproduktiv sind und ins Unglück führen können.
Wer gut schläft hat mehr vom Leben, das könnte man verkürzt so ausdrücken. – Der international renommierte Internist und Schlafmediziner Professor Dr. Hartmut Schneider, der seit 1987 an der berühmten Johns Hopkins University in Baltimore (USA) forscht, erklärt hier, welche Gefahrenfaktoren es zum Thema Schlaf bzw. Schlafstörungen gibt und wie man diese vermeiden kann – und welche Halbwahrheiten und Unsinn man dazu im Internet findet.
Guter Schlaf zählt zur präventiven kardiologischen Medizin
Ein eminent wichtiger Punkt für ein gesundes Leben ist, grundsätzlich ausreichend Schlaf zu haben. Länger anhaltende Schlafstörungen sollten in jedem Fall ernst genommen werden. Gerade chronische Schlafstörungen haben nicht nur tagsüber negativen Einfluss auf das Befinden und auch die Leistungsfähigkeit, sondern verursachen auch ernsthafte Herz- und Kreislauferkrankungen. Zur präventiven kardiologischen Medizin gehören heute daher gut eingestellter Blutdruck, Diabetes und Cholesterin sowie Meidung von Nikotin und ausreichende Körperaktivität ebenso wie die Einhaltung einer ausreichenden Schlafzeit. Nicht nur Schlafdauer, sondern auch Schlafqualität entscheidend Acht Stunden Schlaf sind meist nötig um den Körper, die Organe zu regenerieren. Dazu gehört vor allem, dass der Schlaf auch „gesund“ ist. Das bedeutet, dass der Schlaf möglichst nicht gestört und durchgängig sein sollte. Wer morgens nach dem Schlaf nicht erholt aufwacht oder einen Wecker benötigt, der hat ein Problem gegenüber demjenigen, der spontan und erfrischt den Tag beginnen kann. Bei weniger als sieben Stunden summiert sich ein Schlafdefizit, das immer mehr anwächst, so wie ein Schuldenberg. Es kommt zwangsläufig der Moment, an dem dies alles zu viel wird und zu psychischen Belastungs- und internistischen Stresserkrankungen führt. Internistische Stresserkrankungen sind die vermeidbaren Alterserkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, koronare Herzerkrankungen und Vorhofflimmern, die bei gestörtem Schlaf zu früh, d.h, oft vor dem 65. Lebensjahr auftreten. Ein Schlafmangel schränkt damit nicht nur die Gesundheit und Lebenserwartung ein, sondern auch die Voraussetzung für ein gesundes Alter mit hoher Lebensqualität.
Was den Schlaf stört
Entspannter, gesunder Schlaf in der Nacht braucht Sicherheit. Die meisten Menschen haben bereits alle Regeln einer gesunden Schlafumgebung und guter Schlafhygiene eingehalten, erreichen trotzdem keinen guten und ausreichenden Schlaf. Hier ist die medizinische Untersuchung durch einen internistischen oder kardiologischen Schlafmediziner notwendig, da oft internistisch gestörte Körperfunktionen unbemerkt beim Betroffenen im Schlaf auftreten und den Schlaf stören. Besonders deutlich wird dies bei Schnarchern; Schnarchende Menschen haben oft Schlafapnoe, also gefährliche Atemaussetzer, die unbemerkt den Schlaf stören. Irrigerweise wird Schnarchen oft mit einem entspannten, gemütlichen Schlaf gleichgesetzt – ein hochgefährlicher Irrtum! Diese wiederholten Atemaussetzer führen dazu, dass die tieferen (und so wichtigen) Schlafstadien nicht erreicht werden, was schlichtweg Stress bedeutet. Diese Menschen haben oft schwer einstellbaren Bluthochdruck und sind Kandidaten für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt. Diese obstruktive Schlafapnoe, wie die medizinische Bezeichnung lautet, kann zu direkten Herzrhythmusstörungen und Vorhofflimmern führen. Die Diagnose und Therapie der Schlafapnoe ist daher heute fester Bestandteil einer effektiven Therapie des Vorhofflimmerns: mit der Therapie einer bestehenden Schlafapnoe ist die Therapie des Vorhofflimmerns wesentlich erfolgreicher. Deswegen empfiehlt die American Heart Association und die Deutsche Herzgesellschaft Schlafuntersuchungen bei allen Patienten mit Vorhofflimmern und auch bereits bei anderen Herzerkrankungen.
Was gegen Schlafapnoe hilft Obstruktive Schlafapnoe lässt sich ganz klar und minutiös mittlerweile sogar mit Hilfe eines kleinen Geräts zu Hause belegen. Ein Aufenthalt im Schlaflabor ist in den meisten Fällen nicht mehr nötig; ohnehin können die sehr komplexen Test als anstrengend empfunden werden, von den Kosten ganz abgesehen. Obstruktive Schlafapnoe kann vergleichsweise einfach und erfolgreich behandelt werden. Nachdem die Testergebnisse vorliegen, die eine Vielzahl von Parametern aufzeigen, werden individuell geeignete Behandlungen ermittelt. Dazu gehören geänderte Lebensstil-Maßnahmen, evtl. auch orale Hilfsmittel.
Auch chirurgische Eingriffe und Atemgeräte können die obstruktive Schlafapnoe erfolgreich behandeln. Klares Ziel ist, die normale Atmung während des Schlafs wiederherzustellen, die Belastung des Herzens zu verringern, die Symptome zu lindern und so die Lebensqualität und die Aussicht auf ein bis zu sechs Jahre längeres Leben zu verbessern. Dies belegen eindeutig neueste Forschungsergebnisse.
Priv. Doz. Dr. med. Hartmut Schneider
Friedberger Landstraße 406
60389 Frankfurt am Main